Tränen an einer roten Ampel

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Es ist selten, dass wir geäußerten Gefühlen heutzutage in unserer Umwelt begegnen, zumindest sehr selten den sanften Gefühlen. Streit, Aggression, kein Problem, finden wir an jeder Straßenecke, davon ist unsere Welt im alltäglichen Machtkampf der Ego-Kriege voll.

Eines Tages fuhr ich frühmorgens mit dem Fahrrad nach Hause und musste an einer Kreuzung der Bundesstraße auf die Grünphase einer Ampel warten. Gegenüber saß eine Frau in ihrem Auto, vielleicht auf dem Weg zur Arbeit, vielleicht auf dem Weg zu neuen Zielen und hatte Tränen in den Augen, das ganze Gesicht war feucht und die Schminke schon ziemlich verschmiert, hinter der Schminke war ein ganz liebevolles Gesicht zu sehen, eine freundliche Seele, die ihrem Schmerz nur noch freien Lauf lassen konnte.

Ich schaute sie an und freute mich. Als die Ampel grün war und sie meinen Blick bemerkt hatte, bestätigte ich sie in ihrem Handeln durch einen "Daumen nach oben" und warf ihr als Dank einen Handkuss zu. Da lächelte sie und es war wieder ein bisschen mehr Licht in ihrem Tag.

Diese Begegnung bleibt unvergessen.

(2008)

Igor Warneck

Igor Warneck

Schreiben gehört seit meinem dreizehnten Lebensjahr zu mir. In der Zwischenzeit habe ich einige Bücher veröffentlicht, dann auch mal die Lust an dem Ganzen verloren und jetzt wiedergefunden.

Fotografie ist für mich das entdecken des Verborgenen, um es für meine Mitmenschen sichtbar und auffindbar zu machen.

Mein Ziel: Kreativität statt Rente – denn von der kann ich als lebenslang Selbständiger nichts erwarten. Dem Sozialstaat will ich nicht zur Last fallen und verzichte daher auf das was mir zustehen würde aus freien Stücken.

Lieber schreibe ich Texte für die Gemeinschaft – zur Unterhaltung, zum Nachdenken und gegen so manch alltäglichen Wahnsinn.

Ein Dasein als Lebenskünstler ist möglich – ich lebe es seit vielen Jahren. Wenn Du das unterstützenswert findest, kannst Du unter dem Link mehr darüber erfahren:

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