Kraft & Missbrauch

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Wir haben sie alle kennengelernt, die missbrauchte Kraft des Lebens. Manche hatten einen herrschsüchtigen Vater, andere eine übermutternde Mutter, wer beides nicht hatte, hatte zumindest in unserer Nachkriegsgeneration einen Hitler, der seine Macht missbrauchte.
Menschen, die ihre Macht missbrauchen müssen unterdrücken und wer unterdrückt hat Angst.
 
Unterdrücker wissen ganz genau, dass sie nicht an erster Stelle stehen, aber sie können sich nicht einordnen und müssen deswegen aus Angst handeln. Das darf nie wieder geschehen.
 
Nie wieder wollen wir unseren Kindern zeigen, wo es lang gehen soll, nie wieder wollen wir Position beziehen für unser eigenes Leben, denn Egoismus ist doch so scheiße.
Was machen wir stattdessen? Wir machen uns klein, wir knebeln uns, wir bändigen uns, wir bändigen die Kraft in uns, nur weil wir Angst davor haben so scheiße zu werden oder am Ende auch noch zu sein, wie der Vergewaltiger, der Vater, die Mutter oder Hitler.
 
Eine geknebelte Gesellschaft, die sich weigert ihre Kraft, ihre Stärke, zu leben und dadurch vollkommen orientierungslos wird, da kein Mensch und kein Haustier mehr weiß, welchen Platz es denn um alle Welt einnehmen soll, ist das Ergebnis solchen Handelns.
 
Völlig ohne Orientierung rennen wir aufgeregt herum und werden von der Angst verfolgt, jemand könne uns etwas Böses wollen, jemand wolle auf unseren Platz, unseren Thron einnehmen und so beißen wir wie blöde nach unten und nach oben, verschwenden unsere Kraft und haben völlig vergessen unseren Platz, unseren Thron, den Thron der Seele einzunehmen.
 
Solange wir das nicht getan haben, kann niemand wissen, an welcher Position wir stehen.
 
Sind wir nun Alpha-Tierchen oder Delta-Amöbe?
 
Jeder kann sich an seiner Position wohlfühlen, sich geborgen fühlen, aber sie muss erkannt und eingenommen werden.
 
Das können wir doch aber nicht machen, sagen wir zu uns, denn diese Position auf dem Thron wurde ja einst missbraucht und da wir ein guter Mensch mit einer lieben Seele sein wollen, weigern wir uns diesen Platz für uns selbst in Anspruch zu nehmen.
 
Viel schlimmer als das, was wir uns selbst durch dieses Unterlassen antun, ist das, was wir unserer Umwelt antun. Unser Wunsch, nach Ruhe, Frieden und Harmonie, kann nur dann erfüllt werden, wenn jeder an seinem Platz ist.
 
Wenn dem nicht so ist, weil wir den Platz nicht einnehmen, da die Ursache falsch verstanden, entsteht um uns herum Chaos, ein Chaos aus Kräftegerangel, in welchem jeder unsicher ist und sich mit Sicherheit nicht wohlfühlen kann.
 
Dabei geht es nur um unsere eigene Kraft und diese zu leben.
 
Den Missbrauch haben wir schon hinter uns – den müssen wir nicht wiederholen. Aber wir wiederholen ihn, wenn wir uns weigern, unseren Platz einzunehmen gegen uns selbst.
 
 
(2010)

 
ZeichnungPagePilgrim@troet.cafe 2023
 
Igor Warneck

Igor Warneck

Schreiben gehört seit meinem dreizehnten Lebensjahr zu mir. In der Zwischenzeit habe ich einige Bücher veröffentlicht, dann auch mal die Lust an dem Ganzen verloren und jetzt wiedergefunden.

Fotografie ist für mich das entdecken des Verborgenen, um es für meine Mitmenschen sichtbar und auffindbar zu machen.

Mein Ziel: Kreativität statt Rente – denn von der kann ich als lebenslang Selbständiger nichts erwarten. Dem Sozialstaat will ich nicht zur Last fallen und verzichte daher auf das was mir zustehen würde aus freien Stücken.

Lieber schreibe ich Texte für die Gemeinschaft – zur Unterhaltung, zum Nachdenken und gegen so manch alltäglichen Wahnsinn.

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