Erwachsene Seelen

von

Die Seele ist ein sehr zerbrechliches Geschöpf, solange sie noch nicht erwachsen geworden ist. Das Alter einer Seele lässt sich nicht an Menschen-Lebens-Jahren messen, doch müssen wir jedes Mal, wenn wir auf diese Erde kommen, nicht nur selbst erwachsen werden, sondern auch unserer Seele ihre Zeit zugestehen, bis sie groß, mächtig und eigenständig ist. Jedes Leben erneut. Eine besondere Aufgabe.

Wir werden zwar von unseren Eltern auf den Weg des Erwachsenenlebens vorbereitet, doch nur selten darf auch unsere Seele behütet und beschützt, unter wirklicher, uneigennütziger Liebe aufwachsen, gesund aufwachsen. Gerade bei großen und starken Seelen bemüht sich die Welt der Erwachsenen darum, den Menschen und die Seele möglichst kleinzuhalten, vor alten, großen und mächtigen Seelen hat die Welt der Erwachsenen nämlich Angst, manchmal große Angst. Und wenn jemand Angst hat, dann unterdrückt er. Da wir leider in unserem Leben dann auch nichts anderes kennengelernt haben, außer dem "kleinhalten" der Seele durch unsere Umwelt, wenden wir das gleiche Mittel, welches gegen uns angewandt wurde, eines Tages auch gegen uns selbst an und bekommen Angst vor unserer Seele. Dann ist das Werk vollbracht und jeglicher Weg zu einem gesunden Glück ist abgeschnitten.

Bis eine Seele gesundet und sich wieder traut zu wachsen, können viele Jahre vergehen, manchmal reicht dieses Leben sogar nicht dafür aus. Der geschützte und gesicherte Rahmen fehlt oder will sich nicht aufbauen lassen. Und es gibt so viele eingeschüchterte große Seelen, so viele …

Die unpersönliche Frage: "Wie geht es Dir" sollte zu der persönlichen Frage werden: "Wie geht es Deiner Seele." Eine Frage, die man nur mit Liebe stellen kann.

Wir haben alle gelernt, wie man sich in einer erwachsenen Welt behaupten soll und kann, aber uns hat niemand beigebracht, wie man liebt, sich und seine Seele, ebenso wie die Seelen der Anderen.

(2010)

 

ZeichnungPagePilgrim@troet.cafe 2023

 

Igor Warneck

Igor Warneck

Schreiben gehört seit meinem dreizehnten Lebensjahr zu mir. In der Zwischenzeit habe ich einige Bücher veröffentlicht, dann auch mal die Lust an dem Ganzen verloren und jetzt wiedergefunden.

Fotografie ist für mich das entdecken des Verborgenen, um es für meine Mitmenschen sichtbar und auffindbar zu machen.

Mein Ziel: Kreativität statt Rente – denn von der kann ich als lebenslang Selbständiger nichts erwarten. Dem Sozialstaat will ich nicht zur Last fallen und verzichte daher auf das was mir zustehen würde aus freien Stücken.

Lieber schreibe ich Texte für die Gemeinschaft – zur Unterhaltung, zum Nachdenken und gegen so manch alltäglichen Wahnsinn.

Ein Dasein als Lebenskünstler ist möglich – ich lebe es seit vielen Jahren. Wenn Du das unterstützenswert findest, kannst Du unter dem Link mehr darüber erfahren:

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