Ein unerwarteter Segen

von

Eines Morgens wanderte ich durch die vielen Straßen und Gassen von Palermo. Es war ein schöner Morgen im März und die Menschen waren freundlich. Das Morgenlicht erfreute mich als Fotografen und so landete ich schließlich beim Dom von Palermo. Ein imposantes Gebäude, sehr heidnisch gehalten und doch voller katholischem Glauben. Jedoch sehr viel anders in der Ausstrahlung, als wir es aus Deutschland kennen. In keiner sizilianischen Kirche, die ich je betrat, fand ich die Schwere, diese niederdrückende Last, wie wir sie hier aus Deutschland kennen. Der Glaube wird anders gelebt und ist viel freundlicher.

Ich schaute mir den Dom an, die Heiligenbilder, schmunzelte über den im Fundament eingelassenen Tierkreis und das Spiel des Lichtes auf selbigem, welches durch die Kirchenfenster brach. Nachdem ich genug gesehen hatte, beschloss ich zu gehen.

Auf dem Weg wurde ich von den strahlenden Augen einer Nonne aufgehalten, die mir entgegenkam. Sie schaute genauer als andere Menschen und sah, dass es mir zwar für den Moment gut ging, aber tief im Herzen leider gar nicht zu dieser Zeit. So bat sie mich auf feinem, sauberem Italienisch, mich auf eine der Kirchenbänke zu setzen. Ich setzte mich und sie erteilte mir einen ganz besonderen Segen, und dies mit einer solchen Kraft, dass sie hätte Priesterin sein können. Während sie ihren Segen aussprach, verschwand die ganze Welt um uns herum und wurde danach neu geboren. Ein schöner Zauber, den ich nicht vergessen werde.

Danke dafür.

(2008)

ZeichnungPagePilgrim@troet.cafe 2023

 

Igor Warneck

Igor Warneck

Schreiben gehört seit meinem dreizehnten Lebensjahr zu mir. In der Zwischenzeit habe ich einige Bücher veröffentlicht, dann auch mal die Lust an dem Ganzen verloren und jetzt wiedergefunden.

Fotografie ist für mich das entdecken des Verborgenen, um es für meine Mitmenschen sichtbar und auffindbar zu machen.

Mein Ziel: Kreativität statt Rente – denn von der kann ich als lebenslang Selbständiger nichts erwarten. Dem Sozialstaat will ich nicht zur Last fallen und verzichte daher auf das was mir zustehen würde aus freien Stücken.

Lieber schreibe ich Texte für die Gemeinschaft – zur Unterhaltung, zum Nachdenken und gegen so manch alltäglichen Wahnsinn.

Ein Dasein als Lebenskünstler ist möglich – ich lebe es seit vielen Jahren. Wenn Du das unterstützenswert findest, kannst Du unter dem Link mehr darüber erfahren:

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